Manu Beyer im Portrait

Manu Beyer im Portrait

Die Erste 20.10.2020

Routinier und ein überall geschätzter Teamplayer

Der Trainer traf den Kandidaten im Kreuzviertel-Cafe. Und, siehe da, wie zufällig gesellte sich zu Florian Reckels und Manuel Beyer ein dritter Mann. Nico Eschhaus setzte sich. „Clever gemacht“, attestiert heute der Kandidat dem Coach. Denn der wusste genau, mit Keeper Eschhaus ein personifiziertes Argument pro Gievenbeck parat zu haben. Ob Beyer allein wegen des taktischen Griffs zusagte, ist nicht überliefert... Dass er und „Esch“ seit Jahren beste Kumpel sind, schon. Bevor Michael Fromme und Julian Conze als nachgerückte Neuzugänge im Club andockten, durfte Reckels nur gezielt und dosiert potenzielle Verstärkungen von außerhalb ansprechen. Beyer gehörte unbedingt zum kleinen Kreis der Ausgespähten. Man kennt sich aus Roxeler Zeiten, man schätzt sich.

„Ich halte viel von Flo und seiner Arbeitsweise“, fiel Beyer die Zusage nicht schwer. Nach vier Jahren im Dress des TuS Hiltrup wurde die Rückkehr zum FCG perfekt gemacht. Ein Jahr war er dort bereits unter Maik Weßels am Ball, vorher und nachher in Roxel bei seinem Stammverein. Geprägt und beeindruckt haben ihn die BSV-Serien unter Trainer Carsten Winkler. „Der Zusammenhalt, den ich dort erlebte, sucht seinesgleichen“, sagt der jetzt 30-Jährige anerkennend und auch dankbar. Dass er 2016 mit Winkler zum TuS wechselte, war auch ein logischer Schritt. Im Süden der Stadt machte er insgesamt 97 Spiele. Die sehr respektable Ausbeute von 31 Toren führt auf die Spur eines Allrounders, der von Winkler phasenweise gerne in die vorderste Reihe gezogen wurde. Beyer kam stürmisch daher, dabei hatte er zuvor seine Stärken als Abwehrmann und noch mehr als defensive Ordnungskraft vor der Deckung geschult. „Ganz vorne, das war neu für mich. Den Gegner im Rücken zu haben, auf Anspiele angewiesen zu sein, die Bälle festzumachen – da musste ich mich zu Recht finden.“

Der auch kopfballstarke Beyer kam klar mit dem Wechsel, zumal er die Wege in die Tiefe mit Tempo hinter sich zu bringen vermag. Reckels legte beim erwähnten Treffen im Cafe die Karten auf den Tisch. Er brauchte einen zuverlässigen und klugen Innenverteidiger. „Er wollte auch wissen, wo ich mich sehe. Und sagte, dass mein Platz in der Abwehr wäre.“ Beyer kann sich spielgemäß disziplinieren und „macht tendenziell das, was uns als Mannschaft nach vorne bringt.“ Er gibt zu, bisweilen das Kribbeln zu spüren, wenn er viel Platz vor sich hat. „Ich hab‘ ja auch schon bewiesen, dass ich vorne etwas ausrichten kann.“ Da ihm Naivität ebenso fremd ist wie Egoismus, dosiert er seinen Ausflugsdrang. „Wir sind eine Ballbesitz- Mannschaft. In diesem Stil habe ich meine Anteile. Ich darf ja mehr, als nur den Ball ein paar Meter nach links oder rechts abzuspielen.“ Er darf auch so einen Pass schlagen wie gegen Emsdetten. Über den halben Platz, gegen den offenen Gegner, genau auf den Torschützen Tristan Niemann. In Gievenbeck hat er sein Standing schnell gefunden, Oberliga-Angebote schlug Beyer in der Vergangenheit aus. Dabei gab es einen Trainer, der ihn erst nach Neuenkirchen zum SuS und auch nach Rheine zum FC Eintracht lotsen wollte. „Wirklich gepasst hat das aber nie für mich.“ Aus gutem Grund: Der Bürokaufmann packte in seiner Hiltruper Fußballphase ein BWL-Bachelorstudium in den Abend des Alltags. Dreimal wöchentlich. Das in Kooperation mit dem Hansa-Berufskolleg und der FH Bielefeld ausgedachte Angebot forderte ihn über vier Jahre. Ein happig anstrengendes Unterfangen, schließlich war Beyer auch Ehepartner – inzwischen Papa einer Tochter – und ein eben gern gesehener Kicker. „Winkler hat toleriert, dass ich eine Einheit pro Woche verpasst habe.“

Aktuell ist Beyer tätig bei Westlotto im Marketing. Der Einsatz folgte einem solchen im Vertrieb. Gut geschult ist er also auch. Gut genug, um ab Januar 2021 die Herausforderung an anderer Stelle anzunehmen. Beim Giganten Lidl, dem international tätigen deutscher Discount-Unternehmen, wird er Verkaufsleiter einer Region nahe Münster. Dem Sport will er verbunden bleiben. „Es ist ein Hobby, aber es gibt mir ungemein viel.“ Zumal Beyer nie wirklich ernsthaft verletzt war („Ich habe sehr viel Glück mit meinem Körper.“), ist der Spagat zwischen Job und Sport kein gewagter. Grundsätzlich, sagt er aus Erfahrung, „weiß man Dinge oft erst dann zu schätzen, wenn man sie vermisst.“

 

Von Thomas Austermann aus der aktuellen Ausgabe der „49er“

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