49er Story: JD

49er Story: JD

Die Erste 13.12.2021

Neuzugang hat sich im Schnelldurchgang akklimatisiert

Von Thomas Austermann

Verspätet, aber absprachegemäß stieg Gievenbecks Nummer 27 in die Saison ein. Mit der Maßgabe, nach langer Fußballpause „erstmal die Zeit zu nutzen, körperlich wieder auf 100 Prozent zu kommen.“ Sportleiter Carsten Becker sagte das im September. Die Zeit muss wie im Flug vergangen sein: Mit seinem Einstand am 10. Oktober und dem Heimspiel gegen Emsdetten (3:0) gehörte Jan-David Volmering sofort zur Stammbesetzung des Spitzenreiters. Acht Mal In der Liga und zweimal im Kreispokal war der 25-Jährige jeweils über die volle Zeit dabei. Eine Akklimatisierung im Schnelldurchgang.

Vor Wochen noch fragten viele, woher der vierte externe Neuzugang für die Erste so plötzlich gekommen ist. Ganz so überraschend tauchte der 1,83 m große Defensivspieler, Student für das Sek-II-Lehramt in Sport und Geschichte an der WWU, nicht auf dem Schirm der Verantwortlichen auf. Trainer Florian Reckels war der Name bekannt, der zuletzt gelistet war beim TuS Altenberge im ersten Halbjahr 2020. „Drei Landesligaspiele hab‘ ich da mitgemacht, dann kam ja das Aus für den Sport“, sagte uns Volmering, der mit Marc Wenning-Künne zusammen auf dem Platz stand, Gievenbecks Torwart. Mehr als ein Jahr später wurde er von Reckels angerufen. Es gab ein Treffen und „es passte direkt“ (Volmering) zwischen den beiden. Die einzige Einschränkung war kein Hindernis. „Ich war fest verabredet für eine längere Urlaubstour mit guten Kumpels“, erklärte Volmering. Es ging durch die Schweiz und Italien bis nach Frankreich. „Es hat schon ein bisschen Tradition, dass wir im September auf den Surfbrettern stehen.“ Keine schlechte Idee auch zum Fitnesstanken. „Ich bin auch viel gelaufen in der Zeit. Aber klar: Die richtige Spielfitness kriegt man so nicht.“ Ein bisschen gezockt hatte er noch, bei der Zweiten des FC Münster 05 im Stadtteil Gievenbeck. Eher so aus Spaß und ohne Ligaeinsatz.

Als Reckels den Neuen reinwarf, herrschte akuter Bedarf in der Abwehr. Volmering sprang ein und machte es gut gegen Emsdetten. Danach rückte er um eine Position vor, denn auch dort gab es eine Vakanz. „Ich hab‘ immer als Verteidiger oder Sechser gespielt, das sind meine Bereiche.“ Vor der Abwehr überzeugt das Leichtgewicht („Ich habe nochmal drei Kilo verloren, seitdem ich wieder regelmäßig trainiere.“) durch sehr sachliche Vorträge, ein gutes Auge und ein feines Passspiel. Volmering hat keinen Hang zu extravaganten „Überdingern“, er dient der Elf. „Ich bin ein Fan davon, dass hier unbedingt aufs Fußballspielen Wert gelegt wird und wir viel kombinieren.“ In die Pflicht nimmt sich der Kreuzviertelbewohner trotzdem. „Ich bin noch nicht restlos zufrieden mit mir. Ich sollte noch mehr Einfluss nehmen aufs Spiel.“

Über seine Vita muss man sprechen: Der Bocholter kickte als Knirps für die Stadtvereine SV Biemenhorst und TuB Mussum bis 2006. Bei einem Hallenturnier fiel er Scouts des FC Schalke 04 auf, die prompt seine Eltern kontaktierten. „Die dachten damals wohl: Okay, soll der Sohn mal machen für ein Jahr.“ Zumal Volmering, dessen Rufname später ein kurzes und englisch ausgesprochenes „JD“ wurde, ein Fan von Königsblau war, fühlte ersich auch geehrt. „Ich hatte großes Glück, dass wir es uns leisten konnten, zum Training nach Gelsenkirchen zu pendeln.“ Bis hinauf die B-Junioren-Bundesliga schaffte es Volmering, sagt aber ehrlich: „Ich war ein Ergänzungsspieler aus dem Jungjahrgang, meistens der elfte oder zwölfte Feldspieler.“ Kein Wunder bei der Konkurrenz der Mitspieler, deren Namen heute international glänzen: Thilo Kehrer etwa, DFB-Nationalspieler in Diensten von Paris Saint-Germain. Leroy Sané, DFB-Nationalspieler in Diensten des FC Bayern. Max Meyer, Ex-Nationalspieler in Diensten von Fenerbahçe Istanbul. Oder Marvin Friedrich von Union Berlin und PaPaderborns Stürmer Felix Platte. „Das war ein unfassbar gut besetzter Kader“, erinnert sich Volmering. „Ich selbst hatte nie im Kopf, Profi zu werden – ich hatte immer meinen Spaß am Fußballspielen.“ Als Senior bekam er schnell seinen Platz beim Niederrhein-Oberligisten 1. FC Bocholt. Zwischen 2014 und 2019 sammelte er 89 Partien „in einer echt eingeschworenen Truppe mit vielen guten Jungs aus Bocholt und Rhede.“ Studienbedingt pendelte Volmering dann später über Land zwischen Bocholt und Münster, das war auf Dauer keine Lösung. Jetzt hat er eine gefunden für seine nächste Etappe.

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