Von Thomas Austermann
An den neuen sportlichen Qualitätsmaßstäben, die die Oberliga mit sich bringt, lassen sich zwei Gievenbecker Kicker gerne messen, die durch konstante Leistungen aufgefallen sind. Auch in der aktuell schwierigen Lage, die den starken Trend der ersten Wochen mit neun Punkten aus fünf Partien nicht fortgeschrieben hat. Was ein Stück weit zu erklären ist – etliche auch verletzungsbedingte Ausfälle, bessere Gegner, fehlendes Matchglück.
Als wir uns mit Jannik Balz (24) und Niklas Beil (20) trafen, um die Lage zu erörtern, weil beide als Leistungsträger hervorstechen, selbstkritisch sind und zugleich unerschütterlich motiviert wie zuversichtlich, war auch der Ältere bester Gesundheit und Laune. Wenige Stunden später zog er sich bei einem Trainingsunfall einen Kreuzbandriss im linken Knie zu und steht vor einer Operation sowie der langen Auszeit. Vom Glück umarmt ist der FCG in dieser Serie ganz und gar nicht.
Balz, der bei Borussia Münster seine ersten sportlichen Jahre erlebte, in der U13 zum SC Preußen Münster ging und dort in den Junioren-Bundesligateams Fuß fasste, ehe er 2016 zum FCG kam, kennt die Oberliga und deren Anforderungen noch aus der Serie 2018/19. Damals hatte der Aufsteiger auf Strecke gesehen gar nichts zu melden. „Die FCG-Kader lassen sich kaum miteinander vergleichen“, sagt Balz im Wissen darum, dass vor der laufenden Spielzeit deutlich mehr externe Spieler geholt wurden als seinerzeit. „Wir haben zuletzt gegen drei Gegner verloren, die weit oben landen werden und nicht unser Maßstab sind. Das 0:1 in Rheine aber war schon bitter. Eigentlich haben wir da den richtigen Schritt nach vorne gemacht.“ Balz ist sicher: „Mit den Mannschaften, die sich auch tabellarisch in unserer Region bewegen, können wir allemal mithalten.“ Der Lehramtsstudent (Sport und Geschichte) an der WWU Münster hat sich als Rechtsfuß auf der linken Bahn etabliert, wo ihm gemäß des bevorzugten FCG-Systems mit Dreierkette einiges abverlangt wird. Dynamik nach vorne und hinten zum Beispiel und größte Wachsamkeit. „Oft hat man es hier ja mit den schnelleren Gegenspielern zu tun“, sagt er, der laut Statistik schon 99 Partien insgesamt für eine FCG-Erste gesammelt hat. Und kaum einmal verwarnt sowie niemals vom Platz verwiesen wurde.
Im Gegensatz zum vergleichsweise unerfahreneren Niklas Beil, der erst im zweiten Seniorenjahr steht, eine dafür sehr beeindruckende Halbserie hinter sich hat, jedoch beim letzten Spiel gegen die SF Lotte wegen einer Notbremse den Platz räumen musste.Auch er studiert in Münster Sport und Geschichte und will irgendwann unterrichten in der Sekundarstufe II. Zumal die erstellten Fairnesstabellen diverser Stellen dem FCG eine Bestbewertung erteilen – nur 20 Verwarnungen und nun zwei Rote Karten– darf man auf die Frage kommen, ob der Kader „zu lieb“ agiert. „Gievenbecker Mannschaften spielen immer vor allem Fußball, wir kombinieren gerne und bewusst“, sagt Balz wertschätzend. „Ein Tick Aggressivität fehlte uns im Spiel gegen Rhynern bestimmt.“ 0:5 ging das aus nach sehr dünner zweiter Halbzeit.
Beil fand die Vorstellung gegen Rheine ebenfalls „schon viel besser. Daraus können wir viel Positives mitnehmen.“ Auch der Jüngere der beiden dürfte das „FCG-Gen“ längst in sich tragen. Der Hiltruper spielte einst beim TuS im Stadtteil, wechselte 2015 nach Gievenbeck und wuchs in den bei- den A-Juniorenjahren jeweils in die Kapitänsrolle hinein. 18 Westfalenligaspiele schrieb er sich im Meisterjahr in die Vita und stand in 13 von 15 Oberligaspielen nahezu immer für die volle Zeit auf dem Platz. Der kluge Kopf weiß genau, was er tut und besticht durch Zuverlässigkeit sowie Flexibilität. „Niklas hat einen großen Schritt gemacht“, wertet Mitspieler Balz. Der starke Wettbewerb schult eben den, der die richtigen Voraussetzungen mitbringt und die Einstellung dazu. „Der Level ist jetzt ein höherer, ganz klar. Ich versuchte, dran zu bleiben und hab‘ immer großen Bock drauf“, beschreibt Beil seine hohe Motivation.
Während Balz vor seinem Kreuzbandriss schon Rückschläge in der Karriere verkrafte musste wie etwa den folgenschweren Mittelfußbruch zu Juniorenjahren, ereilten Beil glücklicherweise „nur ein paar Faserrisse“. Wohl auch der Vorbeugung dient ihm individuelles Krafttraining daheim. „Ich denke, das bringt mir was.“ Und der Mannschaft damit auch.
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