49er Story: Sven Rüschenschmidt- Sickmann

49er Story: Sven Rüschenschmidt- Sickmann

Die Erste 19.02.2023

Nach einer Verletzung im Test gegen Nottuln ist "Rü-Si" derzeit zum Zuschauen verdammt

von Thomas Austermann

Auf Anhieb zum Dauerbrenner beim FCG avancierte der Kicker, dessen Rückennummer bestens zu Position und Aufgabe passt. Sven Rüschenschmidt-Sickmann trägt den Dress mit der Nummer sechs in der Oberliga Westfalen, der ihn als „Sechser“ im defensiven Mittelfeld fordert. In der Hinrunde in 16 von 17 Partien. Nur die letzte gegen Paderborns Zweite verpasste er, weil er mal eine Pause brauchte. Und dann passierte das: Im Testspiel gegen GW Nottuln zog sich der Stammspieler einen Ermüdungsbruch am Mittelfuß zu und wird nun einige Wochen zusehen müssen. 1345 absolvierte Spielminuten sind in der Statistik als Feldspieler-Best- wert im Gievenbecker Aufgebot festgehalten. Noch länger mit spielte aus dem Kader alleine der sich seit Jahren gegen die Konkurrenz durchsetzende Keeper Nico Eschhaus.

Und Rüschenschmidt, das vergisst man schnell, weil er reifer wirkt, ist Ende Dezember erst 22 Jahre alt geworden. Dass Rüschenschmidt das Zeug dazu haben würde, die Schlüsselposition vor der Abwehr direkt auszufüllen, war die berechtigte Hoffnung der FCG-Verantwortlichen im Sommer. Der 1,86 m große Athlet hatte über lange Zeit in der Preußen-Zweiten auf sich aufmerksam gemacht, klopfte zwischendurch an die Tür zur Ersten. 32 Oberligaeinsätze für den Adlerclub sammelte er seit Oktober 2019. „Ich hätte auch dableiben können, aber ich brauchte eine neue Perspektive“, sagt Rüschenschmidt im Rückblick. Zumal er aus dem Blickfeld der SCP-Profis gerückt war. Kontakte zu anderen Vereinen gab es. Der zum FCG sollte der vielversprechendste werden. Den Club als mögliche neue Adresse erwähnte Keeper Nicolas Beermann – ein Saerbecker wie Rüschenschmidt. Für Falke Saerbeck spielte Rüschenschmidt als Youngster, für Greven 09 auch und als C-Junior sogar den SC Münster 08. Talent und Niveau ebneten dem in Ibbenbüren auf die weiterführende Schule gehenden Heranwachsenden den Weg zum VfL Osnabrück. Bis zum etablierten U-19-Bundesligaspieler schaffte er es für Lila-Weiß. Verletzungsbedingt endete die (Abstiegs-)Serie 2018/19 zu früh, aber 37 Begegnungen auf dem erstklassigen Niveau hatten Spuren hinterlassen und für mehr Lust am ambitionierten Sport gesorgt. In Tests und auch Trainingseinheiten der VfL-Profis war Rüschenschmidt dabei- der richtige Sprung blieb ihm verwehrt. So kam er zum SCP und so kam es zu einer gelungenen Verbindung.

Zum „Sechser“ wurde er auch an der Hammer Straße. Zuvor war die Innenverteidigung sein Einsatzort. Gerade die oft sehr spielstarken und taktisch klugen Preußen brauchten „Männer“ für den etwas gröberen Einsatz. „Die Zweite zockt ja gerne und gut. Hier in Gievenbeck ist die Ausgangslage eine andere als bei den Preußen und für deren Talente. Es geht hier um die Mission namens Ligaerhalt einer Ersten“, vergleicht Rüschenschmidt. „Das motiviert mich.“

Der positionstreue und disziplinierte Spieler, der sich keine Extras am Ball erlaubt und am liebsten durch Aufgabenerfüllung gefallen will, punktet in Duellen gegen den Mann mit der richtigen Dosis an Aggressivität und stoppt den Lauf des Gegners „Ich hatte schon den Anspruch an mich selbst, hier oft zum Einsatz zu kommen. Und habe es nie bereut, hierher gewechselt zu sein. Es gibt einen großen Zusammenhalt im Kader. Der ganze Club ist sehr familiär.“ Inzwischen braucht Rüschenschmidt auch nur noch ein paar Minuten zum Training. Saerbeck hat er verlassen und eine WG in Gievenbeck gefunden. Hier büffelt er sich auch durch die Aufgaben, die das Fernstudium Sportmanagement an der IU (Internationale Hochschule) mit sich bringen. Als Student jobbt er selbstredend – dank eines in der Abi-Phase erworbenen Rettungsschwimmerscheins kann er im Ibbenbürener Bad Aufsicht führen. In Münster lohnt es sich für ihn zudem, bei Decathlon, dem Hersteller und Händler von Sportgeräten und -bekleidung, zu arbeiten. Gut aus dem Winter und in die Rückrunde zu kommen, ist megawichtig für den FCG. „Wir brauchen Wachsamkeit und die gute Kommunikation“, sagt Rüschenschmidt, der oft erfahren hat, „dass die Kleinigkeiten entscheiden. Wir können auch jeden Gegner ärgern, wenn wir die Grundtugenden auf dem Platz zeigen. Ich bin optimistisch – bisher standen wir noch kein einziges Mal auf einem Abstiegsplatz.“ Das soll so bleiben, auch wenn die Nummer sechs erst einmal in die Zuschauerrolle rückt.

#AUSPURERFREUDEAMSPIEL

 Foto: Markus Paletta

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