"Oberliga pur" beim Abstiegskracher in Siegen

"Oberliga pur" beim Abstiegskracher in Siegen

Die Erste 17.03.2023

Seit Jahresbeginn hat Ex- Knipser Patrick Helmes das Sagen im Siegerland

Enttäuschung am Sonntagnachmittag: Trotz einer Leistungssteigerung in Hälfte zwei, aber aufgrund einer verschlafenen ersten Halbzeit verloren wir unser Heimspiel gegen die SpVgg. Vreden am vergangenen Spieltag verdient mit 1:3 (0:2). In einer personell ohnehin angespannten Situation fielen auch Daniel Geisler (Foto) und Jannis Fraundörfer kurzfristig aus, sodass die Auswechselbank nur mit vier Feldspielern besetzt wurde. Die körperlich überlegenen Gäste profitierten von zwei formstarken Ex- Preußen: Erst traf Romario Wiesweg (11.) stark mit dem linken Fuß, später erhöhte Stürmer Luis Frieling (45.) zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt für unsere Elf. Auf Gievenbecker Seiten hatte Guli Maddente die beste Chance, sein Schuss wurde von Vredens Abwehrmann Kilian Heisterkamp nach 23 Minuten abgeblockt. Nach Wiederanpfiff folgte die erwähnte Leistungssteigerung, mit Janes Niehoff als Einwechselspieler stellte Cheftrainer Florian Reckels auch das System um. Es folgten mehr Spielkontrolle und Offensivgefahr, aber auch Chancen zum Kontern. Eine davon verwertete Nicolas Ostenkötter mustergültig (80.), ehe Anton Mand der Ehrentreffer gelang (82.). „Wir haben eine Halbzeit lang Lehrgeld gezahlt, dann haben wir gute Lösungen gefunden und hatten Ideen. Leider hat es heute nicht gereicht“, konsternierte Reckels im Anschluss.

Die Chance zur Wiedergutmachung folgt prompt, wenn sich unser Tross am Sonntagvormittag ins 170 Kilometer entfernte Siegerland aufmacht. Gegen die Sportfreunde trennten wir uns in der Vergangenheit stets friedlich- drei Begegnungen bescheinigt uns die Statistik in der Oberliga Westfalen- alle endeten Unentschieden. In der Saison 18/19 gab es ein 1:1 zuhause und ein 2:2 in Siegen, das Hinrundenspiel Mitte September endete ebenfalls 1:1- Remis.  

Auch wenn der 1899 gegründete Traditionsverein auf eine sehr erfolgreiche Vereinsgeschichte zurückblickt (seit 2017/18 spielt Siegen in der Oberliga, nachdem die Spielzeit 16/17 mit dem Abstieg aus der Regionalliga beendet wurde. 2005/06 wurde im Siegerland gar noch Zweitligafußball gespielt), heißt der bittere Alltag „Oberliga- Abstiegskampf“: Mit noch zwei ausstehenden Nachholspielen steht Siegen auf dem abstiegsbedrohten 17. Tabellenplatz. Aus diesem Grund sahen sich die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen und holten mit Patrick Helmes einen prominenten Neuzugang auf die Trainerbank. Der 39- jährige Ex- Nationalspieler (13 A- Länderspiele) kann auf 98 Bundesliga- Spiele für den FC Köln, Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg zurückblicken und kehrt nun dorthin zurück, wo er einst seine Karriere in Schwung brachte. Helmes soll die Mannschaft wieder nach oben führen und betonte bei seiner Vorstellung, dass er dem Verein vieles zu verdanken habe: „Es ist ein schönes Gefühl, wieder hier zu sein. Ich bin in der Jugend groß geworden, von da aus in die Bundesliga gekommen und dann zum Nationalspieler geworden“. Sportleiter Ottmar Griffel setzt dabei auf die Aufbruchstimmung des Trainerwechsels: „Da kommt ein Idol zu den Sportfreunden zurück. Das ist für den Verein ein super Gewinn, […] wir nehmen diese Euphorie mit“.

Hinter den Kulissen bastelt Griffel derweil eifrig am Kader für die kommende Spielzeit. Trotz akuter Abstiegsgefahr gaben bereits fünf Neuzugänge ihre Zusage für die anstehende Saison, mit Arthur Tomas und Daniel Waldrich kommen gar zwei aktuelle Regionalligaspieler vom 1.FC Kaan- Marienborn.

„In Siegen erwartet uns Oberliga pur. Wir treffen in einem traditionellen Stadion auf eine sehr erfahrene Mannschaft mit einem prominenten Trainer sowie Fans im Rücken, die ihre Mannschaft lautstark unterstützen werden“, sagt unser Cheftrainer Florian Reckels. „In diesem Spiel wird alles von uns abverlangt, wir müssen eng zusammenrücken und uns kämpferisch wie spielerisch 90 Minuten wehren“. Zu der angespannten personellen Lage gesellt sich die Sperre von Justus Kurk und Louis Martin, die gegen Vreden ihre fünfte gelbe Karte gesehen haben und zum Zuschauen verdammt sind.

#AUSPURERFREUDEAMSPIEL

Text: Torsten Maas

Foto: Markus Paletta

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