von Thomas Austermann
Vor einem halben Jahr kehrte mit Damian Hallas, Jahrgang 1986, ein Mann der hiesigen Fußballszene zurück in die Unistadt, nahm im April beim 1. FC Gievenbeck als ehemaliger Torwart das Schnapper-Training für die Youngsters der Teams U16 bis U19 auf und erweiterte sein Engagement zur laufenden Spielzeit noch. Seither kümmert er sich als Torwarttrainer auch um die Oberliga-Schlussmänner, einmal die Woche. Beim zweiten Wochentermin im Sportpark bringt er die Keeper der U17, U18, U19 sowie der Zweiten in Form. Mit Patrick Kapke ist bekanntlich ein zweiter Spezialtrainer dito einmal pro Woche für die Torleute der Ersten zuständig. Hallas rückte an die Stelle, die Claus Puls freimachte.
Reichlich Erfahrung bringt Hallas mit, es dürften rund 30 Jahre im Sport zusammenkommen. Aus dem Fundus schöpft er sein Wissen, denn er hat etliche Trainer erlebt und vielen Mannschaften den Rücken gestärkt. „Trotzdem sollte man sich immer ein Stück weiterbilden. Deshalb hab‘ ich beim westfälischen Verband die erste Weiterbildung absolviert“, sagte uns der Wissbegierige nach dem Lehrgang in Wettringen. Möglich, dass ihm irgendwann die Zeit bleibt, Lizenzen zu erwerben. „Der Lehrgang war hilfreich, keine Frage. Da kam eine sehr gemischte Gruppe zusammen. Vom ehemaligen Drittligatorwart bis zum Anfänger.“ Auf dem Laufenden bleibt Hallas auch als Solist. Guckt Spiele live, schaut welche im Netz, liest Fachliteratur.
Hallas dockte schon einmal in Münster und beim FCG an. 2010 war das, als der Iserlohner des Studiums der Sozialen Arbeit wegen hierher zog. Unter Coach Maik Weßels war er damals zunächst der zweite Mann hinter Kieran Schulze-Marmeling, der sich ja längst bei Preußen Münster als Coach und Scout etabliert hat. Die Sportfreunde Oestrich-Iserlohn, die es damals noch gab, sind der Heimatclub von Hallas, der als A-Junior – nach dem Umzug der Familie nach Köln – beim Bonner SC weitermachte und sich in der Junioren-Bundesliga etablierte. Bis hin zur Einladung zum DFB-Lehrgang. Als junger Senior blieben ihm Chancen beim BSC verwehrt, deshalb pendelte er von Köln nach Siegen zu den dortigen Sportfreunden. Nach anderen Stationen folgte die private Rückkehr nach Iserlohn und zum Jugendverein. Bis der Studienplatz vergeben wurde.
Der Studierende blieb in Münster erstens flexibel und zweitens auf der Suche nach dem passenden Standort, war ein gefragter Keeper und spielte außer für den FCG auch für Roxel, Hiltrup und Wolbeck bis 2019. Aus einer dann geplanten Weltreise wurden pandiemiebedingt ein paar Wochen Australien und ein paar Monate Neuseeland. Nach dem Abebben der Einschränkungen und angesichts der noch nicht gestillten Lust daran, andere Länder zu bereisen, ging Hallas 2021 nach Kolumbien. In der Millionenstadt Medellín arbeitete der Erzieher und Sozialpädagoge an einer deutschen Schule.
Spanisch musste er freilich auch sprechen und das kann er gut. „Ich hab eine sehr spannende Kultur kennengelernt“, will er diese Phase nie mehr missen. Auch die nächste klingt außergewöhnlich, denn Hal- las wurde für eineinhalb Jahre lang von der Reederei Hapag-Lloyd engagiert, auf Luxus-Kreuzfahrtschiffen die Kinderbetreuung zu übernehmen. „Da hatte ich mit ganz eigenen Themen zu tun, die die Kids mit an Bord brachten.“ Als absehbar war, dass dieser Job für ihn ein vorübergehender bleiben wird und „ich wieder mehr Struktur in mein Leben bringen wollte“, bewarb er sich in Münster um eine Stelle. Und ist seit dem April in der Kita eines Hiltruper Familienzentrums tätig, das die Gesellschaft für Kinder- und Jugendhilfe „Outlaw“ trägt.
Beim FCG stellt sich sein Job als ein vielseitiger da, mit ganz unterschiedlichen Anforderungen. Der seit zig Jahren etablierte Nico Eschhaus, ein guter Freund, „hat seinen Stil längst gefunden und steht ganz fest darin auf dem Platz“, wie Hallas wertet. Um Bewegungsabläufe und Fitness geht es in dieser Zusammenarbeit auch. Bei den talentierten Nachrückern geht es oft noch ans Grundsätzliche. „Da steht immer die Stärke-Schwäche-Analyse an, die dann ergibt, welche Entwicklungsschritte wie genau eingeleitet werden können.“ Hallas, der immer die Ruhe selbst ist, machte es großen Spaß, die Youngsters zu fördern. „Wir haben echt gute Jungs dabei, die ihre Chancen kriegen werden, wenn sie so weitermachen.“
Während es in der Sommervorberei- tung vielfach zu Themen wie die spezielle Kondition, die Fangsicherheit und die genauen Bewegungsabläufe geht, der die Schnellkraftarbeit und der Feinschliff der Technik folgen, sehen Hallas und Kapke zu, während der Spielzeit „alles im Blick“ zu behalten und ihre Einheiten angepasst an die Wettbewerbshektik durchzuführen. Hallas votiert entschieden für den mitspielenden Torwart, der fußballerisch viel drauf haben muss. Diesbezüglich kann „Esch“ eh als Vorbild für alle FCGler dienen.
#AUSPURERFREUDEAMSPIEL