Von Thomas Austermann
Auch wenn das nur eine kleine Wilhelmshavener Connection war, sorgte sie doch für den Erstkontakt zwischen dem FCG und Daniel Geisler (Foto). 2012 kam der Kicker des Jurastudiums wegen aus der Marinestützpunktstadt am Jadebusen, seiner Heimatstadt, ins westfälische Zentrum. Und bekam von Guglielmo Maddente den Tipp, doch mal in Gievenbeck zur Probe zu trainieren. Eint heute die beiden Erwähnten ihr Engagement für den Oberligisten, trafen sie sich einst beim SV in Wilhelmshaven. Bei seinem Jugendverein war Geisler auch im Freiwilligen Sozialen Jahr nach dem Abi tätig. Dem Youngster blieb unter Trainer Christian Neidhart (jetzt SV Waldhof Mannheim) der Sprung in die Regionalliga-Erste verwehrt, also spielte er für die Landesliga-Zweite und später für den Heidmühler FC in Schortens zwischen Wilhelmshaven und Jever.
Geisler war ab 2012 ein Pendler in Sachen Fußball, was bei den Entfernungen nervig werden kann. So kam er mit Verspätung zum FCG und Trainer Maik Weßels, im Januar 2014 nach etlichen Trainingseinheiten. „Tatsächlich habe ich bald zehn Jahre voll. Dass es so kommen würde, hätte ich damals nie gedacht“, sagt er heute. „Ich bin ja ein ziemlich heimatverbundener Mensch. Aber ich bin hier geblieben.“ Geisler hatte sich seinerzeit am letztmöglichen Tag der Immatrikulation für die WWU entschieden und die Alternativen Hannover und Heidelberg sausen lassen. „Ich bin mit meinen Eltern durch Münster gefahren, da war der Entschluss doch schnell gereift.“ Und Vater und Mutter, Gymnasiallehrer und -lehrerin an verschiedenen Schulen Wilhelmshavens, waren zufrieden. Geisler hat sein Studium sauber durchgezogen, parallel seine FCG- Karriere ebenso. Seit April 2021 ist er Rechtsanwalt für IT-Recht, Markenrecht und Wettbewerbsrecht bei der münsterischen Kanzlei Meibers Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, wo er auch schon einen Teil seines Referendariats ableistete. Mit Berufseintritt änderte sich für den jetzt 30-Jährigen nicht alles, aber vieles. Er muss sich sputen, um passend zum Training erscheinen zu können. So gut wie immer schafft er das. „Fußball ist auf eine andere Art und Weise wichtig geworden“, sagt er, der den Ausgleich braucht. „Wenn wir kein Training haben, streue ich individuelle Fitnesseinheiten ein – so dreimal die Woche.“ Disziplin hat er und die Vernunft, beweglich bleiben zu wollen. „Es war nicht ganz leicht mit der Umstellung, aber jetzt habe ich mich reingefunden in den normalen Alltag des Arbeitslebens.“
Die sonntägliche Ausnahme bleibt – wenn andere Zeit haben und Zeit nutzen, spielt er für den FCG. Noch immer sehr gerne. 151 Ligaspiele stehen in Geislers Statistik, plus etliche Pokalpartien. Obschon er im Mittelfeld agiert und damit in dem Bereich, in dem Ballgewinne erwünscht sind und Gegnerkontakt zwangsläufig ist, fliegt er nie vom Platz und sah laut „transfermarkt.de“ nur zwei Gelbe Karten in all der Zeit. Erstaunlich. Geisler weiß zwar, dass der mal grätschen muss, aber viel lieber hat er den Ball und spielt ihn dorthin, wo ihn seine Kollegen verarbeiten können. „Das Zentrum mag ich als Einsatzort.“ Viele Kontakte sind hier drin und genug Möglichkeiten, kreativ zu werden. Ehrlich genug ist Geisler und auch selbstkritisch. „Mir sind eigene Treffer wirklich weniger wichtig. Wenn ein anderer eine gute Idee von mir nutzt, freu‘ ich mich mehr. Ich sollte aber zielstrebiger werden und mit mehr Zug zum Tor agieren.“ Kann nicht schaden für den Mann, der vorwärts denkt und handelt. Einst von Trainer Benni Heeke auf die „Sechs“ beordert, also direkt vor die Abwehrkette, spielte er als Zehner in der letzten Aufstiegsserie. Jetzt löst er auf der „Acht“ die Aufgaben, aber „das alles ist sowieso fließend. Es gibt genügend Freiheiten, zu wechseln.“
„Seine“ Gievenbecker sind längst eine Art zweite Familie geworden. „Die allermeisten meiner Bezugspersonen in Münster sind hier, es ist familiär und harmonisch. Mir bedeutet das sehr viel, in dieser Mannschaft zu spielen und mit den Jungs zu quatschen. Es geht hier um mehr als Fußball.“ Im ambitionierten Sport geht es aber auch um Erfolge. „Ganz klar! Wir alle haben den Ehrgeiz, zu gewinnen und den Abstiegskampf anzunehmen.“ Einen Oberliga-Abstieg hat er 2019 erlebt. „Und ich bin gewarnt dadurch. Ich halte uns aber für gereifter inzwischen und denke nicht daran, was uns im schlimmsten Fall drohen könnte.“ Das Zehn-jährige will Geisler schließlich in der Oberliga begehen.
Foto: Markus Paletta
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