Von Thomas Austermann
Die erste Einheit der Woche ist für etliche Fußballer die vierte im üblichen Programm. Montags sammelt der 1. FC Gievenbeck eine ganze Reihe von Spielern zum Fördertraining, das auch als „Spiel- Ersatztraining“ gilt. Dabei sind jene aus der Ersten, die am Wochenende nicht im Kader oder weniger als 45 Minuten im Wettbewerb standen, ein Kandidat wie Timon Tenambergen aus der Zweiten sowie Junioren aus der U19 und U18. Übungsleiter ist hier hauptsächlich der vormalige U-19-Trainer Yannick Wiesner, aber auch Torsten Maas, der Co-Trainer der Ersten, ist gerne vor Ort. Ihm obliegt es
schließlich, die Talente im Auge zu behalten. In der Youngsters-Feldspielerfraktion sind mit Alexander Wiethölter, Niklas Frese, David Isaak, Justus Franke, Julien Gnoth und Tim Egbers Kicker unterschiedlichen jungen Alters versammelt. Die auch im Torwarttraining geschulten Connor Janning und der noch immer nicht fitte Konstantin Klüner gelten ebenfalls als junge Männer mit sportlicher Perspektive.
Wir gucken uns mal zum Beispiel die Nummer 25 an, Alexander Wiethölter (Foto). Der Rechtsfuß für die linke offensive Bahn ist in dieser Serie näher dran als je zuvor, montags mal nicht erscheinen zu müssen. Weil er „oben“ unter Cheftrainer Florian Reckels gespielt hat. Zweimal stand er in der Startelf, traf erstmals überhaupt im Seniorenbereich gegen Lotte und wurde wiederholt eingewechselt in andere Partien. Im Januar 2022 rückte er noch als U-19-Kicker in den Kader der Ersten. Sein Tempo ist herausragend, am Ball kann er was und in Sachen Defensivgefühl und -verantwortung hat er zugelegt. „Alex hat den ersten Schritt in den Seniorenbereich schon vollzogen und will sich unbedingt die nächsten Etappen vornehmen“, wertet Maas. „Er steckt in einer sehr gesunden Entwicklung, er ist immer beim Training, er guckt nach Verbesserungsmöglichkeiten, er schaut sich was ab und er fragt nach.“ Die notwendige Geduld bringe er mit, den großen Sprung vom Westfalenliga-Juniorenfußball bis hinauf in die Oberliga einzuordnen und mit dem passenden Drive zu versehen.
Der Grevener Wiethölter blieb seinem Heimatverein 09 lange treu, obschon er als jüngerer Juniorenspieler schon Anfragen hatte. Der SC Münster 08 und Trainer Jens Dietrich schafften es letztlich, den U-17-Spieler des älteren Jahrgangs zu holen. Und der FCG mit Trainer Omid Asadollahi wenig später, als der Wechsel in den U-19-Bereich anstand. In der Vorsaison half der schnelle Kerl der Kreisliga- Zweiten des FCG häufiger, was er ausgesprochen gerne machte. „Ich bin da immer super aufgenommen worden, es gab keine Neider, sondern nur nette Typen, die sich für mich gefreut haben“, sagt er heute. „Die Zweite hat einen tollen Zusammenhalt.“ Und half ihm ein Stück, im Seniorenfußball anzukommen.
Nun ist die nächste Phase angebrochen für den „Lehrling“, der bei der Deutschen Rentenversicherung Westfalen in Münster zum Sozialversicherungsfachangestellten ausgebildet wird. 2024 wird er damit fertig und vielleicht beim Arbeitgeber bleiben, der auch die Chance zum Dualen Studium bietet. Sein Alltag ist bereits jetzt durchgetaktet und bedarf eines guten Eigenmanagements. „Ich hab‘ das ja selbst so gewählt und auch Bock drauf. Auch wenn man sich um 180 Grad drehen muss, um nach der Juniorenphase der Oberliga gerecht werden zu können, ist das genau mein Ding“, sagt Wiethölter. Das Montagtraining, wenn er denn da erscheinen muss, hakt er nicht bloß ab. „Das ist sehr sinnvoll, da mitzumachen und Anschluss zu halten, wenn man mal nicht gespielt hat.“ Maas wertet, dass alle Kandidaten „die Einheit gerne annehmen, denn sie bringt jeden weiter, auch wenn sie Sonntag nicht gespielt haben.“ Gearbeitet wird nur mit Ball, in diversen Spielformen und Positionsübungen.
Das Niveau im Oberligakreis fordert Wiethölter dann dreimal pro Woche sehr. „Ich spiele und trainiere ja nur mit Teamkollegen, die alle echt was drauf haben. Und die körperliche Herausforderung sowie das verlangte Tempo in der Klasse mag ich sehr.“ Besonders in Sachen Spielverständnis versucht er permanent, sich was abzugucken. „Da gibt es ja einige Mitspieler, von denen ich immer etwas lernen kann!“ Eine hohe Grundfitness hat er drauf und
bewahrt sie sich. „Ich habe mich auch etwas angepasst, was Ernährung angeht. Und dass ich auch durch Kraft- und Fitnesseinheiten daheim mehr tun muss als andere, ist eben meine Pflicht.“ Das Engagement auf einer solchen Ebene bringt auch die Bereitschaft zum Verzicht mit. „Das ist so, ganz klar.“ Trotzdem bleibt Zeit für den Freundeskreis.
#AUSPURERFREUDEAMSPIEL